Bild: © 2023, ProLitteris, Zurich
Kunstwerk des Monats
Februar 2022
Maske II, 2009
Andres Lutz (*1968 ) und Anders Guggisberg (*1966)
Bemaltes Holz
116 x 35 x 20.5 cm
Inv.-Nr. 3354
Was sind die ersten Gedanken eines Betrachtenden beim Anblick der in der Ausstellung präsentierten Werke von Lutz & Guggisberg? Ein riesiges Frachtschiff, dicht befüllt mit Containern. Es macht einen überfüllten, überladenen, schwer zu bewegenden und monumentalen Eindruck. Kaum mehr Platz gibt es und das Ziel der Besatzung scheint, so viel Fracht wie möglich zu transportieren, sie mit allen Mitteln abzuliefern, damit die lange Reise über die Meere nicht umsonst war.
Wohin geht die Reise? Die beiden Künstler geben Hinweise, Zeichen, die bei näherer Betrachtung des Werkes lesbar sind. Die satten, leuchtenden Monofarben der Container erinnern an Färbungen verschiedener Flaggen. Die kleinen Schlitze im Heck des Schiffes assoziieren in die Ferne blickende Augen, die Form des Containerschiffes und besonders auch dessen Hängung kann mit einer Ritualmaske in Bezug gebracht werden. Alles fügt sich zusammen, wenn man den Titel des Werkes liest.
Durch das Spiel mit Formen, Farben und Assoziationen wird eine spannende Geschichte geboren; Lutz & Guggisberg tauchen in aktuelle Probleme der heutigen Zeit ein: Eroberung der Meere, Masseneinwanderung, unsachgemässe Abfallentsorgung, Massenkonsum, irrationale Nutzung von Ressourcen und Wasserverschmutzung. Die Einzigartigkeit des Werks liegt darin, dass die Betrachtenden durch Analogien, Assoziationen, Spontanität, Spiel, Humor und Ironie scheinbar unaufdringlich, ohne Anstrengung und kompliziertes Nachdenken in tiefgreifende und globale Probleme der modernen Welt eintauchen. Die Künstler fordern uns auf, aus der beengten Welt des Alltags und der Routine herauszutreten und über das Unerforschte, Ferne und Fremde nachzugrübeln und zu reflektieren.
Masken sind mystisch, spirituell, farbenfroh, geheimnisvoll, mit vielfältigen Bedeutungen und häufig einfach in den Ausführungen: aus Holz, Bambus, Leder und Federn gefertigt, bringen sie uns das Alltägliche näher. In verschiedenen Kulturen sind Masken mehr als nur eine Maskerade - die Grenze zwischen Realität und Illusion wird hinter einer Maske verwischt. Es ist eine Möglichkeit, aus der eigenen Routine herauszutreten, sich mit jemand anderem zu assoziieren, den Horizont zu erweitern. Das gilt auch für die vorliegende Skulptur des Tandems Lutz & Guggisberg, die aus dem Naturmaterial Holz besteht.
Das Künstlerkollektiv Andres Lutz (*1968) und Anders Guggisberg (*1966) arbeitet seit 1996 zusammen. Es deckt unterschiedliche künstlerische Felder, wie Installation, Plastik, Textarbeit, Malerei, Videokunst, Musik, Fotografie, Skulptur ab. Beide Künstler studierten Kunst in Zürich. 1996 präsentierten sie ihre erste gemeinsame Ausstellung. Ihre Arbeiten sind immer sichtlich provokativ, genreübergreifend, ironisch, gleichzeitig aber tiefgründig und bedeutungsvoll.
Text: Alina Gnatyshina.