Bild: © 2022, ProLitteris, Zurich
Kunstwerk des Monats
Juli 2020
Die Weisheit der Schnecke, 1985
Margaretha Dubach (*1938 in Luzern)
Japanpapier, Holz, bemalt
Objektmass: 17.5 x 21 x 19 cm
Inventarnummer: 1289
Margaretha Dubach lässt sich in ihrer Kunst immer von dem inspirieren, was sie umgibt. Dies können Materialen aller Art, Form, Textur oder Optik sein. Daraus entstehen fantasievollste Objekte, Figuren und Geschöpfe. Mit ihren Werken schafft Dubach immer wieder neue Verbindungen zu verschiedenen Kulturen. Nicht nur die naturnahen Elemente aus ihrer eigenen Umgebung, sondern auch Mystisches aus fremden Kulturen finden eine Bedeutung in ihren Werken. Ebenso geprägt ist Dubach in ihrem Schaffen von der Psychoanalyse, mit der sich Dubachs Mann und Psychologe Jürg Willi intensiv auseinandersetzte. Dies lässt sich auch in der „Weisheit der Schnecke“ erkennen.
In der Psychoanalyse nach Sigmund Freud (1856 Freiberg in Mähren - 1939 London) und Carl Gustav Jung (1875 Kesswil - 1961 Küsnacht ZH) werden der Schnecke als Traumsymbol Dauerhaftigkeit und Charakterstärke zugeordnet. Auch ermahnt die Schnecke im Traum zu Vorsicht und nicht übereilt zu handeln. Diese Eigenschaften deuten auf die Weisheit der Geduld hin. Insofern gilt die Schnecke, gerade weil sie sich besonnen durch das Leben bewegt, als sehr weises Tier. Auf einem Buch präsentiert wirkt die Schnecke von Margaretha Dubach nicht nur weise aufgrund ihrer Überlegtheit, sondern auch sie hat sich die Weisheit auch durch die Position auf dem Buch zu Eigen gemacht. Diese weise Schnecke hütet das Wissen, und fordert uns auf, in Ruhe hinzuschauen und zu horchen.
Bereits in frühster Kindheit wurde Dubach durch die fantastischen Geschichten, die ihr Vater erzählte, geprägt. In der ländlichen Umgebung, in der sie aufwuchs, gab es viel zu entdecken und zu bestaunen. Aus ihren Beobachtungen entstehen auch heute Figuren mit eigenen fantasievollen Geschichten. Ihre Geschichten bringt Dubach sowohl in Gestalt von Bildern, Skulpturen aber auch in Büchern oder Theaterproduktionen zum Ausdruck. Das Buch und die Schnecke präsentieren sich mit asiatischen Schriftzeichen und in Japanpapier gehüllt. Diese Schrift trägt einerseits die Bedeutung einer fernen, uns westlichen Betrachtern fast surrealen Welt. Auf der anderen Seite symbolisieren diese Schriftzeichen auch die Intellektualität der fernöstlichen Kultur. So kennen wir auch in unserer Gesellschaft verschiedene japanische und chinesische Lebensweisheiten. Welche Weisheiten die Schnecke uns zu erzählen hat, lässt sich nur erahnen.
Margaretha Dubach (*1938 in Luzern) ist Objektkünstlerin. Nach einem Besuch der Kunstgewerbeschule Luzern (1955 – 1960) zog sie nach Zürich, wo sie seither lebt und arbeitet. Auch war sie als Direktorin des Musée Bizarre in Rieden bei Baden (AG) tätig. Neben Skulpturen erschafft sie auch Masken, Schmuck und Collagen. Ebenso gehören Installationen, Performances, Malerei, Illustrationen, Zeichnungen und Wandbilder zu ihrem Repertoire.
Text: Silja Aggeler.
Unterrichtsmaterialien: «und jetzt du» - Aufgaben für alle zum Kunstwerk, erarbeitet von artefix kultur und schule.