Keine Bilder.

Kunstwerk des Monats
September 2020

O, eau, 2019

Aramis Navarro (*1991 in Zürich)
Öl auf Baumwolle
Objektmass: je 128 x 64 cm
Inventarnummern: 4348

Aramis Navarro schlägt gerne den Duden auf, um sich zu neuen Wortspielereien inspirieren zu lassen. Häufig sind es elementare, alltägliche Dinge – wie im vorliegenden Fall lebensspendendes Wasser – zu denen Navarro seine Gedanken kreisen lässt. Dabei entstehen neue Verbindungen von Wörtern, die gleich klingen und dennoch verschiedene Bedeutungen haben. Diese Kreationen setzt der Künstler mit Witz und Tiefgang visuell um. Sowohl in seiner bildnerischen Darstellung, als auch in seiner sprachlichen Kombinatorik bewegt sich Navarro gekonnt durch seine Werke. Für die Einmaligkeit seiner Werke setzt er seine Ideen künstlerisch vollständig selbst und von Hand um. So zieht er die Leinwände selbst auf und mischt die Farben aus gesammelten Pigmenten an, die seine Werke einzigartig erscheinen lassen.

In seiner ganzen Verdichtung erscheint die Schönheit einem roten Faden folgend mit dem französischen «beau» im tiefen Blau des Wassers. Um die Komplexität des Gemäldes O, eau Werkes zu ergründen, ist nicht nur ein aufmerksames Auge nötig. Vielmehr helfen auch Fremdsprachenkenntnisse und Kombinatorik durch die Weiten dieses Meeres. Denn ganz konkret verbindet Navarro hier die französische Sprache mit der deutschen Lautsymbolik und visualisiert diese aus einem Sprachbuch extrahierten Elemente in einem Bild, das nach mehr verlangt. Der Zuschauer wird dazu angeregt, die Gedanken Navarros weiter zu spinnen.

«O» – ein Ausdruck des Staunens und der Überraschung, überkommt den Betrachter nicht nur, wenn er in die eigens für diese Malerei gemischte Farbe abtaucht und auf dem Grund den Wortwitz erkennt. Auch die sprachliche Komponente selbst lässt einen schmunzeln und gleichzeitig staunen, wenn man bedenkt, wie aus den drei geschriebenen Vokalen «eau» in der französischen Sprache ein vierter wiederum anders klingender Vokal «o» entsteht. Wobei «O» nicht nur ein linguistisches Phänomen verbirgt. In der hier verwendeten Präsentation des Wortspiels mischt sich auch ein chemischer Hintergrund in die Betrachtung ein. Während «eau» im Französischen das Wasser als elementare Lebensgrundlage darstellt, bezeichnet der Buchstabe «O», vom Griechischen «Oxygenium» abgeleitet, das ebenso lebenswichtige chemische Element Sauerstoff. Perfekt platziert an der Wasseroberfläche, beinahe in der Luft, wirkt das kreisrunde O im Gemälde folglich auch als Luftblase, die aus dem Wasser empor steigt. Navarros Werk lässt das Wasser und die Luft verwirbeln und gedanklich ineinanderfliessen.

Aramis Navarro (*1991 in Zürich) lebt und arbeitet in Rapperswil-Jona und zählt zu den künstlerischen Nachwuchstalenten der Ostschweiz. Angetrieben von einer unbändigen Lust, unseren alltäglichen Sprachgebrauch auszuloten, schafft er Zeichnungen, Collagen, Malereien, Skulpturen und Installationen, die sich durch Poesie, Humor und eine ungezwungene Leichtigkeit auszeichnen.

Text: Silja Aggeler.