Angetrieben durch die Digitalisierung und die damit einhergehende einfache Vernetzung, teilen wir seit einigen Jahren mehr als je zuvor. Wir teilen Besitztümer, Erlebnisse, Lebensräume oder Gedanken. Die aktuellen Diskussionen zum Klimawandel und zur Ressourcenverknappung lassen das Teilen von einem ehemals selbstverständlichen Tun zu einer bewusst vollzogenen Lebensweise werden. Teilen und Tauschen werden als Möglichkeiten betrachtet, einen Beitrag zu einer gesellschaftlichen Transformation und zu einem postmaterialistischen Lebensstil zu leisten.
Der Lifestyle des «sharings» setzt jedoch oft bei Dingen an, die durch den Akt des Teilens materiell nicht weniger werden oder die keinen persönlichen Wert aufweisen. Die Sehnsucht nach physischem Besitz und materieller Sicherheit wird nicht abgelöst durch Bescheidenheit und Verzicht, sondern durch den Luxus der Vielfalt und die Möglichkeit, alles haben zu können. Tauschen und Teilen sind somit oft nur so lange Trends, bis auf etwas persönlich Wertvolles verzichtet werden muss. Der Megatrend «Sharing» verspricht jedoch mehr. Er ist mit dem Anspruch der Nächstenliebe und Fürsorge – der «Charity» – verbunden und will die Welt verbessern.
Die Ausstellung hinterfragt, aus welchen Gründen wir was teilen und wie sich unsere Gesellschaft dadurch verändert. Wann passt Teilen in Ihren Lebensstil und wo macht es für Sie Sinn, zukünftig (mehr) zu teilen?
Mit Werken von Tonjaschja Adler, Ian Anüll, Ulla von Brandenburg, Thomas Bonny, Meret Buser, Andrea Gohl, Hemauer / Keller, Monica Ursina Jäger, Isabelle Krieg, Carmen Müller, Sladjan Nedeljkovic, Catherine Page Harris, Anna von Siebenthal, Sebastian Stadler, Joel Tauber, SUPERFLEX, Chris Walter. Werkdokumentationen von Atelier für Sonderaufgaben, Thomas Hirschhorn, Kateřina Šedá und Ilona Ruegg.
Karte Ausstellung und Rahmenprogramm
Prof. Dr. Theo Wehner erklärt beim digitalen Gang mit Simone Kobler, Co-Direktorin des Kunst(Zeug)Haus, durch die Ausstellung die psychischen Abläufe beim Teilen und wirft einen kritischen Blick auf unsere Leistungsgesellschaft des «immer schneller, immer höher, immer weiter». Aktuelle Schlagwörter wie Postwachstum oder Degrowth werden erläutert und ein Bezug zur heutigen Arbeits-/Alltagswelt und Erziehung hergestellt.
Theo Wehner (*1949) ist emeritierter Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der ETH Zürich. Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit sind die psychologische Fehlerforschung, Freiwilligenarbeit und das Verhältnis von Erfahrung und Wissen. Er ist Mitautor des Buches «Tätigsein in der Postwachstumsgesellschaft».