Keine Bilder.

Kunstwerk des Monats
Juli 2022

Au clair de la lune, 2015

Zilla Leutenegger (*1968)
Video projiziert auf Paravent
185 x 210 cm
Inv.-Nr. 3426

Bereits beim Eintreten in den Ausstellungsraum kitzelt uns ein Schauder über den Rücken. Magisch werden wir von gespenstischer Musik angezogen und finden uns – dieser folgend – vor einem alten Paravent wieder. Dieser gehörte Baron Giovanni de Castelmur (1800–1871). Für sein Schloss, dem Bergeller Palazzo Castelmur, entstand im Rahmen der Gruppenausstellung Video Arte Palazzo Castelmur 2015 das Werk Au clair de la lune von Zilla Leutenegger. Der Titel ist zugleich der Beginn eines französischen Volks- und Kinderliedes aus dem 18. Jahrhundert, was die um den Palazzo und den Baron rankenden Legenden untermalt, die der Künstlerin als Inspiration dienten. So sollen noch längst nach seinem Tod bei Vollmond besagte Musik und ein Klopfen vom Dachstock im Palazzo zu hören gewesen sein. Der alte Baron, nie ohne Hut und Stock gesehen, so munkelt man, tanze dann bei einem der von ihm veranstalteten Sommerkonzerte auf dem Dachboden.

Zilla Leutenegger verweist in ihrer Arbeit gleich auf mehrere Räume. Zum einen versetzt sie uns an einen gefühlt weit entfernten realen Ort, einen Bergeller Palast. Wie in einem Kinofilm öffnet sie dort weitere Raumebenen, einen Fantasieraum, eine Fiktion. Sie spielt mit einem Ort voller Schauergeschichten, einem Raum zwischen Jenseits und Diesseits. So haftet dem Tanz im Vollmond etwas Zauberhaftes an, und das Gefühl mag einen beschleichen, man nehme an einem intimen Augenblick in der Geisterwelt teil. Zum anderen definiert und konstruiert der Paravent als Trennobjekt einen Raum schlechthin, schafft eine intime Atmosphäre und bietet sich daher ideal als Projektionsfläche für einen Assoziationsraum an.

Die Zürcher Künstlerin Zilla Leutenegger hat mit ihren poetischen Arbeiten internationale Bedeutung erlangt. Sie verwebt in ihren Werken unterschiedliche Arbeitsweisen, wie beispielsweise in ihren Installationen Zeichnung und Video. Dies lässt sich ebenfalls beim in der Sammlungsausstellung gezeigten Werk ZIPCODE (2001) beobachten sowie in zahlreichen öffentlichen Gebäuden, so in den Schulhäusern Albisriederplatz in Zürich und Wallrüti in Winterthur oder im Kantonsspital Graubünden.

Text: Julianna Ban