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Kunstwerk des Monats
Oktober 2019

All the Pretty Horses, 1988-1999

Alex Hanimann (*1955)
Serie von ca. 500 Bildern, davon 16 Pferdebilder
Öl auf Karton
Bildmass: 37.5 x 47.5 cm; Rahmenmass: 42 x 52 x 2.5 cm
Inv.-Nr. 385–400

In den 1990er-Jahren beginnt Alex Hanimann an einer grossen monochromen Werkgruppe zu arbeiten, welche sich ausschliesslich dem Pferdemotiv widmet. In der Sammlungsausstellung «Rhythmus, Reihe, Repetition» im Kunst(Zeug)Haus sind von der ca. 500 Bilder umfassenden Serie namens All the Pretty Horses insgesamt 16 Pferdebilder ausgestellt, die in einem Zeitraum von insgesamt 11 Jahren geschaffen wurden. Dafür hat der Künstler eine Auswahl an Pferdefotografien aus der Fachliteratur in realistischer Manier und akribischer Detailarbeit in Öl auf Karton reproduziert.

Durch die formalen Ähnlichkeiten, die reduzierte Farbigkeit und die serielle Reihung der Pferdedarstellungen werden die unterschiedlichen Pferde als einheitliche Kauf- oder Schauobjekte dargestellt, die alle in einer ähnlichen Pose vorge­führt werden, welche einem potentiellen Käufer oder einer Jury die vorteilhaften Merkmale des jeweiligen Pferdes präsentieren soll. Die Pferde sind in strenger Profilansicht dargestellt, neun Pferde sind nach links und sieben nach rechts gerichtet. Die rein dokumentarische Darstellungsweise ist dabei eine Anlehnung an «Pferdemaler» wie George Stubbs oder Théodore Géricault. Die Aneinanderreihung der schwarzweissen Pferdedarstellungen erinnert auch stark an die fotografischen Bildserien des britischen Fotografen Eadweard Muybridge, auf denen alle Bewegungsphasen eines galoppierenden Pferdes zu sehen sind.

Indem Hanimann die Pferdefotografien in einer strikten Einheitlichkeit malerisch reproduziert und in zwei Reihen übereinander im Museum rein dokumentarisch ausstellen lässt, hinterfragt der Künstler die Funktionen und Repräsentationsaufgaben des Mediums Malerei im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit.

Alex Hanimann (*1955 in Mörschwil, lebt und arbeitet in St. Gallen) ist seit 1981 freischaffender Künstler und seit 2003 Professor für Visuelle Kommunikation an der Zürcher Hochschule der Künste. Er arbeitet hauptsächlich in den Medien Zeichnung, Malerei, Objektkunst, Lettrismus und Druckgrafik.

Text: Xenia Gokhberg.